Essen, Reisen, Rumänien

Essen in Rumänien – Eine Einführung

Essen in Rumänien

Essen in Rumänien – eine Einführung

Die mit Abstand wichtigste Zutat in rumänischem Essen – abgesehen von Knoblauch – ist Sodiumbicarbonat. Ohne dieses Zauberpulver lassen sich nämlich keine Mici (sprich: Mitsch) herstellen. Bei diesen wiederum handelt es sich um 6 bis 8 cm lange Hackfleischröllchen, die frisch vom Holzkohlegrill mit reichlich Senf und Brot gereicht werden. Man bekommt Mici, die in der Einzahl als Mic (sprich: Mik) sehr selten vorkommen, an Imbissbuden, in guten Restaurants, in weniger guten Etablissements, auf der Strasse und in Märkten, kurz, nahezu überall, wo Essen für Geld angeboten wird. Das Sodiumbicarbonat verleiht dem mit Knoblauch, Salz, Pfeffer und Piment gewürztem Hack (meist Schwein/Rind, gelegentlich Schaf)seine einzigartige Fluffigkeit. Das Schöne an den Mici: sie sind günstig und fast immer lecker. Frisch vom Feuer sind sie noch leicht aufgepufft und aus meiner Sicht eine wahre Delikatesse. Ich könnte Mici zum Frühstück, Mittag und Abendessen verschlingen, dazu unterschiedliche Senfsorten mit und ohne Kren. Wem der Knoblauch zu penetrant schmeckt, der kann ja mit einem frisch gezapften Ursus nachspülen, ein sehr trinkbares rumänisches Bier, weit verbreitet. Mit etwas Pech landet man aber in einem Schuppen, der die unsägliche und sich pestilenzartig verbreitende holländische Plörre in den kleinen grünen Flaschen serviert. In dem Fall empfehle ich einen Blick in die Weinkarte.

Sarmale

Lecker Krautwickel, in Rumänien besser bekannt als Sarmale

Wer nun meint, mit Mici sei die rumänische Küche abgehakt, hat weit gefehlt. Es gibt auch Fleisch im Ganzen. Meist Schwein (Porc) entweder als Ceafa (Kotlett) oder Muschi (Filet), gegrillt natürlich oder in der Gulaschvariante Tocanita. In diesem Fall wird ein Maisbrei serviert, gerne mit reichlich Rahm und Branza, der örtlichen Bezeichnung für Käse. Wem Rippchen, Grillfleisch und Mici zu viel werden, kann auf Sarmale ausweichen. Das sind gefüllte kleine Krautwickel – in keinem Fall zu verwechseln mit der plumpen deutschen Kohlroulade – die entweder aus Sauerkrautblättern gemacht werden oder aber in der ungesäuerten Variante. Je älter die Wickel desto besser, als Beilage liegt man mit Mamaliga, dem unvermeidlichen Maisbrei, richtig. Gespült wird mit einer Zuica (Pflaumenschnaps) oder Palinca (Marille).

Alles in allem werden also Freunde der deftigen Landküche in Rumänien auf ihre Kosten kommen. Man isst selten schlecht und teuer schon gar nicht. Wer sich an die lokalen Spezialitäten hält und nicht meint, im Fernfahrerrestaurant Angusfilet an Morchelrahmsoße bestellen zu müssen, fährt richtig. Ja, sogar Vegetarier werden nicht darben.

Obst- und Gemüse gibt es in Rumänien in Fülle, es wird fast überall frisch zubereitet (gerne auf dem Grill, das Gemüse natürlich). Die Tomaten (Rosii) sind schmackhaft wie nirgendwo. Jede einzelne Frucht eine Ohrfeige  für holländische Gemüseproduzenten. In der eingelegten Variante (Muratura) sind grüne Tomaten, Gurken, Paprika, Kraut oder Rote Beete auch zu haben und runden jedes Mici und jedes Stamperl Schnaps gekonnt ab.

Ciorba

Die Königin aller säuerlichen Suppen: eine rumänische Ciorba

Die Krönung allerdings, sind rumänische Suppen. Es gibt keine schlechte. Mein Favorit sind die leicht gesäuerten Suppen (Ciorba) entweder mit Gemüse (Legume), Bohnen (Fasole) oder Perisoare (Hackbällchen). Immer ist ordentlich Liebstöckel dabei und man möchte bei jedem Löffel schnalzen. Die vielgerühmte Ciorba de Burta (Kuttelsuppe) habe ich allerdings nicht probiert. Wer auf der Speisekarte Supe liest, weiß, es handelt sich um eine ungesäuerte und für Westlichter damit „normale“ Rinder- Hühner- Gemüsesuppe oder Brühe.

Bleibt noch der Nachtisch. Wer sich hier gegen Mici entscheidet, wird schnell auf Clatita stossen. Das ist eine Art Crepe, zu Deutsch Kletitten oder Palatschinken. Klassisch mit Topfen und Rosinen oder einfach nur selbstgemachten Marmeladen. Wem das zu süß ist, kann Zucker und Zitrone nehmen, daß gibt es auch bei uns zu Hause ab und an. Bei Deserts und Kuchen  merkt man den Einfluß Österreichs und Siebenbürgens am stärksten, seien es Topfen- oder Zwetschkenknödel, Nuß- oder Mohnstrudel, Kremschnitte, oder die zahlreichen Plätzchen und Gipfel.

So, jetzt bin ich hungrig geworden. Mal sehen, wo ich die nächste Mici finde…