Restaurants in Mexico City – Teil I Polanco.

Mexico. Tacos, Tortillas, Tequila und Tamales. Fast jeder meint, diese Küche zu kennen. Vom Tex-Mex Schuppen um die Ecke. Mir wird schon schlecht, wenn ich nur daran denke. An lieblos gepanschtes Bohnenpüree, Hähnchenfajitas mit Käseersatz überbacken in labbrigen Teigtaschen. In aller Regel noch nicht einmal mit einem Liter Tequila zu ertragen (wenn sich überhaupt ein trinkbarer findet).

Wer also meint, dies sei beispielhaft für mexikanische Küche, dem sei gesagt: stimmt nicht ganz. Natürlich sind die Spielarten des Maisfladens überall im Mexicos Restaurants gegenwärtig. Ob nun als Taco, Totopo, Totopito, Tortilla oder Flauta, fest oder weich. Ganz egal, es gibt jedenfalls kein Entkommen. Darüber hinaus rühmt sich die Küche Mexikos zu Recht einer unglaublichen Vielfalt, begründet nicht nur in den vier Klimazonen, sondern auch im Reichtum der Völkerschaften und seiner Geschichte. Das führt dann zu Gerichten wie Chile en Nogada. Einem Nationalgericht aus mit Schweinehack gefülltem grünen Paprika, Rosinen, anderen Früchten, Gewürzspektakel sowie überzogen mit weißer Walnusssoße, gesprenkelt mit Granatapfelkernen. Auch nicht zu verachten sind Ameisen als Larven oder Pulver. Diverse Gerichte mit Schokoladensoßen von denen niemand weiß, wie lange sie schon blubbern und wer oder was sich darin aufhält. Sollte man zumindest einmal probiert haben. Nicht zu reden von den Fischen des Atlantiks wie Pazifiks. Man sieht, der mexikanische Koch kann aus dem Vollen schöpfen. Zumindest in der Megapole Mexico City tut er das auch.

Ein Blick auf die – im doppelten Wortsinne ausgezeichneten – Speiselokale des Stadt erschwert die Wahl. So finden sich beispielsweise auf der Liste der 50 Best Restaurants 2021 LatAm gleich sechs in Mexico City. Zwei davon, das Pujol sowie das Quintonil halten sich mit Platz 9 bzw. 27 auch auf der weltumspannenden Bestenliste für 2021. Man mag von dieser Bestenliste halten was man will. Auch wenn dort sicher nicht die wirklich besten Lokale auftauchen, mitunter sogar gehöriges Mittelmaß dabei ist, so ist die Chance mit einer Salmonellenvergiftung versehen zu werden unterdurchschnittlich, die Wahrscheinlichkeit eines genussreichen Abends dafür recht hoch.

Im Juli 2021 – also mitten in der Pandemie, ich bin dem mexikanischem Volk zu tiefem Dank verpflichtet, aus Panik die Küchen nicht kalt gelassen zu haben – stehe ich vor der Qual der Wahl, welche dieser und anderer Orte des guten Geschmacks ich aufsuchen möchte. Hilfreich ist die exorbitante Ausdehnung der Stadt, wo man schon für kurze Entfernungen mal schnell eine Stunde im Taxi schwitzt. Ich werde mich also an Empfehlungen halten, die in angenehmer Reichweite meines Quartiers sind.

Eine angenehme – und sichere – Unterbringung ist wieder einmal im Viertel Polanco gegeben, etwas alternativer aber nicht weniger schmackhaft geht es in der Colonia Roma zu (Cineasten dürfte der Film von Alfonso Cuarón, 2018, ein Begriff sein).

In diesen Stadtvierteln durfte ich für Euch das Quintonil, Rosetta, Maximo Bistrot und La Unica kurz anbeißen:

La Única Restaurant Mexico City

Bleiben wir zunächst im Polanco. Einem der Geschäftsviertel mit seinen unvermeidlichen Geschäftsleuten und natürlich auch Geschäften an der Avenida Masaryk. Das globale Dorf lässt grüßen. Viel spannender die Lokale im Quadranten zwischen Masaryk und dem Parque Lincoln, eingeschlossen von den Straßen, die den französischen Schriftstellern Anatole France und Alexandre Dumas gewidmet sind.

Hier befindet sich sozusagen die Fressmeile Polancos in der vom einfachen Tacoladen, der Burritokette über schicke Franzosen, edle Katalanen oder feine Japaner alles und für jeden Geldbeutel zu finden ist.

Das La Única in Mexico City ist stets mein erster Anlaufpunkt. Wenn ich nur eine Stunde Zeit hätte (was selbstredend nie der Fall ist, da ich meine Reisen ja selber plane) würde ich hierher kommen. Warum? Vielleicht, weil es das erste Restaurant überhaupt war, in dem ich in Mexico City eingekehrt bin. Vielleicht auch weil es laut, lustig, voller Trubel ist. Modernes Ambiente mit klassischer nicht zu ambitionierter Küche und überdies ausgesprochen lecker. Quasi Erlebnisgastronomie für den gehobenen Anspruch. Auf der Karte finden sich – natürlich – Tacos aller Art, Fisch und Fleisch und – als ersten Gang zu empfehlen – der ganze auf Holzkohle gebratene Blumenkohl. Olivenöl, Limette, Salz. Wird am Tisch zerlegt und ist auch für Nicht-Vegetarier ein Gedicht. Dazu eine Margarita oder zwei, dann ist der Rest des Abends auch schon egal.

Bei den Tacos empfehle ich die Patrones. Rinderfilet, Chilli, Zwiebel, daneben gegrillter Knochen mit lecker Mark. Auch hierzu am besten Margarita oder Bier, wenn man nachher noch arbeiten möchte.

The Damage

Blumenkohl MXN 210.- / EUR 9.-, Tacos Patrones MXN 315.- / EUR 13.-, Rib Eye Steak 500g MXN 750.- / EUR 32.-

Für Restaurants in Mexico City nicht gerade billig aber absolut angemessenes Preis-Leistungsverhältnis.

Fazit Restaurant La Unica Mexico City

Eine sichere Bank. Das Restaurant La Única in Mexico City wird definitiv wieder besucht.

Sonst noch was?

• Netzadresse: launica.mx
• Küchenchef: die Brüder Gerardo und Oscar Gallego Bautista, die das Konzept aus Polanco ausgeweitet haben auf Lokale nach San Miguel de Allende und Puebla, beides Mexico, Cartagena Kolumbien und neuerdings auch Madrid. Ist für den nächsten Spanienbesuch schon vorgemerkt
• Adresse: Anatole France 98, Polanco, CDMX

Restaurant Quintonil Mexico City

Wer nach dem Blumenkohl noch mehr Gemüse braucht und tiefer in die Küche Mexikos eintauchen will, dem sei das Quintonil in Mexico City ans Herz gelegt. Platz #27 bei 50 Best Restaurants weltweit und Nummer # 8 für LatAm, seit 2015 auf dieser Liste.

Ein kleines in schlichter Eleganz eingerichtetes Lokal etwa sechs Blöcke von der kulinarischen Hauptagglomeration Polancos entfernt. Hier ist Sterneküche angesagt, kleine Portionen dafür mehr internationales Publikum, welches dem Ruf des Lokals gerne folgt. Neben uns sitzt eine amerikanische Familie, an den kleinen blanken Holztischchen etwas weiter ein asiatisches Pärchen aber auch echte Mexikaner finden den Weg hierher, nicht nur zur Arbeit.

Das Konzept ist – mittlerweile – nicht neu, lokale Produkte und Gerichte modern interpretiert, was dem Küchenchef Jorge Vallejo auch hervorragend gelingt. Ein Feuerwerk an Farben und Geschmäckern wird gezündet, gleichzeitig überfordert es den Fremden nicht allzu sehr. Allenfalls das Lesen des Menüs bringt selbst versierte nicht-mexikanische Esser an ihre Grenzen, ich jedenfalls muß bei jeder zweiten Zutat nachfragen.

Kostprobe aus dem Januar 2022 Menü: Chileatole Mais, Ezapote Öl, Reis “a la tumbada”, chayote Püree etc.

Das Quintonil ist also auf jeden Fall eine Erfahrung, vor allem, wenn man einen Überblick über die Vielfalt der hiesigen Küche bekommen möchte. Von Ameisenlarven über unbekannte Früchte bis hin zu diversen Sorten des Mais führt ein freundlicher und zwangsloser Service durch das Menü. Allerdings kann man auch á la carte naschen, wenn die Reisekasse nicht so üppig gefüllt ist.

Die Weinbegleitung ist weniger spektakulär aber auch gut, im Juli gab es – zu was, weiß ich nicht mehr – unter anderem Txakoli (ein junger spritziger Wein aus dem Baskenland), kalifornischen Pinot Noir, Rheingauriesling aus dem Hause Weil oder mexikanischen Sake. Die große Überraschung, ein Eintauchen in die Weinwelt Mexikos (mag seinen Grund haben), bleibt aus. Aber es schmeckt, passt und erfüllt seinen Zweck.

The Damage

Degustationsmenü (ca. 10 Gänge) MXN 3.280.- / EUR 140.- pro Nase, mit Weinbegleitung stattliche MXN 5.235.- oder EUR 224.-. Nicht ganz billig wie gesagt. Ich werde beim nächsten Mal auf die Weinbegleitung verzichten, ein paar Cocktails und ein Fläschchen Wein von der Stange tun´s sicherlich auch.

Fazit Restaurant Quintonil Mexico City

Auch wenn der wow-Effekt beim Zweitbesuch gefehlt hat, komme ich gerne wieder.

Sonst noch was?

• Netzadresse: quintonil.com
• Küchenchef: Jorge Vallejo (davor Koch im Pujol), Restaurantleitung Ehefrau Alejandra Flores
• Adresse: Isaac Newton 55, Polanco, CDMX, Telefon +52 555280 2680
• Reservierungen telefonisch oder über Website, nicht per e-mail
• Ich hatte eine vegane Begleitung, was kein Problem für das Quintonil darstellte
• Auszeichnungen: 50 Best Worldwide # 27, 50 Best LatAm # 8, beides 2021