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As Garzas Restaurant – Schlemmen an der Todesküste

Vor einigen Jahren bin ich das erste Mal hier gelandet. Eher zufällig. Tip eines Freundes, da ohnehin in der Region und auf dem Weg von Santiago de Compostela nach La Coruña, einer Hafenstadt im Norden Galiziens. Nur ca 60 Kilometer westlich von Coruna, in einer Gegend mit dem charmanten Namen Costa da Morte, Todesküste, liegt das Fischerörtchen Malpica an die Felsen geschmiegt. Etwas weiter westlich wiederum in der Zersiedlung Barizas, steht das Anwesen des Restaurants As Garzas, vielleicht 100 Meter hinter der Felsküste, freien Blick auf´s Meer. Davor, daneben und dahinter das saftige Grün des galizischen Hinterlandes.

Restaurant As Garzas

Ein Restaurant, daß sich an dieser Ecke ohne touristische – oder auch sonstige – Infrastruktur, kann nicht schlecht sein. Meint zumindest Michelin, dem As Garzas schon länger einen Stern wert ist.

Leckerste Empanada Galiziens

Ich mache es unspannend: meine ich auch. Die Kombination aus hervorragender Küche, besten Zutaten der Region, insbesondere Fisch und Meeresfrüchte, wunderschönem Ambiente und erstklassigem Service verspricht einiges und das Versprechen wird gehalten. Beim ersten wie beim vorerst letzten Besuch, gleich mit der ganzen Familie.

Positiv schon die Hingabe, mit der sich die Restaurantchefin des As Garzas um die Sonderwünsche meiner Kinder kümmert. Meine Tochter ist seit einigen Monaten Vegetarier, der Sohnemann hält sich fern von Fisch, es sei denn es handelt sich um Fischstäbchen. Ich bin sicher, das legt sich…

Obwohl zur Zeit und in der Erholungsphase nach Corona kein Essen á la carte möglich ist, wird der Koch auch ein vegetarisches Menü zaubern. Noch am Vortag erhalte ich einen Anruf, ob Ei und Milch denn ein Problem sei. Ist es nicht. Wäre ja noch schöner.

Um 13:30 sind wir die ersten Gäste, was dem Ambiente keinen Abbruch tut. Der Speisesaal ist ohnehin überschaubar, vier elegant eingedeckte Tische an der großen Fensterfront, nochmals drei erhöht dahinter, von überall ein schöner Blick auf die schroffe Küste. Es kann losgehen.

Menü im Restaurant As Garzas

Die Wahl fällt auf das 12-gängige Menü „Longplay“, alternativ standen mit „Single“ 9 Gänge zur Auswahl. Beides angenehm bepreist, für die 9 Gänge hier bekomme ich in Zürich einen besseren Hauptgang mit Viertele Fendant. Die Weinbegleitung mit 7 Gläsern wird auch geordert. Da ich noch fahren muß, verzichte ich auf das Bierchen vorweg, dafür gibt es ein Glas Rosé Champagner, die lokale Variante war leider aus.

Auftakt macht die wohl beste Empanada, die ich bislang kosten durfte. Also die nordspanische Variante einer Thunfisch Empanada vom Blech. Sie glänzt lecker saftig, ist noch warm und leicht knusprig, ein Hauch von zartem Thunfisch und gebratener Paprika umschmeichelt den Gaumen. So müssen Empanadas schmecken, die von Großmüttern in Galizien tagein tagaus perfektioniert werden, denke ich und wende mich der Croqueta de Jamón zu. Nett in einem Drahtgeflecht versteckt. Eine mit Sardinenpaste gefüllte Zwiebel aus Barizo (also dem Kaff um die Ecke), komplettiert das Aperitiftrio. Die Vegetarier schlemmen ähnliches ohne Sardine und statt Empanada frittierte Yucca Chips mit Radieschen, Kräutern sowie Tropfen von Gemüsemousse.

Es folgen Spargelköpfe in einer dichten Spargelcreme mit Bohnenstreifen in Zitrusvinaigrette, gegrillter Blumenkohl mit Spargel und Kaviar (bzw. ohne) sowie Ziegenkäsegnocchis in einer leichten Fischconsommeé, die anmuten wie zu Tränen gewordene Ziegenmilch, schmelzig-säuerlich, dazu das dezente Fischaroma, einfach herrlich.

Weniger beeindruckend, da völlig geschmacksfrei, ein paar Löffel von Calmarraspeln mit Erbsen. Allenfalls interessant wegen der Machart das „Huevo de Maruja Limón“ ein pochiertes und in Brösel ausgebackenes Ei mit gebratenem Schinken obenauf. Das „singature dish“ eines befreundeten Lokals (ebensfalls besternt) im fernen Vigo.

Mit den Fischgängen wird es wieder deutlich besser, dampfgegarter Steinbutt in einer Kräuterconsomme gefolgt von einem gebratenem Salmonete mit Herzmuscheln in gleichnamigem Sud. Als einziges Fleischgericht gibt es eine schmackhaften Happen Ochsenschwanzragout in  Kohlrolle und dann sind wir auch schon satt.

Allerdings: Nachtisch geht immer, und die sind wieder erstklassig, nachdem die Gerichte zuvor sehr gut waren aber nicht das erwartete Geschmackserlebnis boten. Zum postre wird aufgefahren: eine Schale mit Kirsche in Balsamicoessig mariniert, Himbeersorbet und Mousse von der roten Beete. Der noch im Glas befindliche Isabel Negra 2011 aus dem Penedés, ein wuchtiger schwarzroter Garnacha passt hierzu hervorragend. Dafür harmoniert der offerierte Süßwein, ein Muskateller der Region (Armán Doce, DO Ribeiro) mit dem Yuzu-Orangen-Schokoladenküchlein.

Als ich nach den Keksen nicht mehr weiteressen kann, kommen noch selbstgeschöpfte Pralinen zum Kaffee. Mein Liebling: die weiße Schokolade gefüllt mit Blauschimmelkäse. Ein Gedicht.

The Damage

  • 12 Gänge Menü plus Kekse                                     € 90.-
  • 9 Gänge, wahrscheinlich auch mit Keksen          € 68.-
  • Weinbegleitung 7 Weine                                         € 42.-

Fazit Restaurant As Garzas

Auf jeden Fall einen Umweg wert, Ambiente, Service und Preis-Leistung sind im Restaurant As Garzas hervorragend. Küche sehr gut aber nicht bei allen Gängen auf dem gleichen Niveau. Für meinen Geschmack wurde etwas zu viel mit Consommes und Süppchen hantiert. Sieht zwar nett aus, wenn der Kellner auf den schick drappierten Teller noch etwas aus einem handgetöpferten Gefäß gießen kann, aber guter Fisch schmeckt auch ohne. Und den gibt es hier ohne Zweifel. Die Weinbegleitung gut, mit einigen schönen Tropfen, die länger auf der Hefe lagen, z.B. der Komokabras Verde 2017 oder ein ganz formidabler Albarino von Lagar der Los Pintos, Edicion los Nietos 2015, 45 Monate auf der Hefe und trotzdem erstaunlich frisch.

Wenn es mich noch einmal an die Todesküste verschlägt, dann komme ich wieder. Wenn möglich abends, um mich dann nach ausgiebigem Genuß der Weinkarte in eines der Betten von vier vorgehaltenen Zimmer fallen lassen zu können. Vielleicht gibt es dann wieder die volle Karte, je nach Saison werden für As Garzas das Neunauge in eigenem Saft (a la Bordelaise) empfohlen oder einfach nur Hummer mit Reis bzw. Arroz con Bogabante (klingt irgendwie netter).

 

Sonst noch was ?